Motivation in der Selbständigkeit: 8 Tipps

Motivation in der Selbständigkeit: 8 Tipps

12/2023

Motivation ist einer der Hauptfaktoren für den Erfolg von Selbständigen und Freiberufler. Oft fehlen festen Strukturen, gutes Zeitmanagement oder Teamkollegen, die die Arbeit strukturieren und einen antreiben. Wie gewährleistet man  auch nach der euphorischen Anfangsphase einer Selbständigkeit - und gerade wenn man als Einzelkämpfer selbstständig ist-, die Begeisterung zu erhalten und sich tagtäglich selbst zu motivieren? Denn als Selbstständiger haben Sie keinen Chef, keine Kollegen oder ein Team, die Ihnen als Motivationsstütze dienen könnten.

Woher kommt Motivation?

Akademisch werden in zwei verschiedene Arten von Quellen für Motivation definiert: Intrinsische und extrinsische Motivationsfaktoren.

  • Bei der intrinsische Motivation werden Aufgaben werden um ihrer selbst Willen erledigt. Das heißt es geht weniger um finanzielle oder materielle Vorteile, sondern darum, dass die Erfüllung der Aufgabe selbst Begeisterung auslöst, Spaß macht und ein gutes Gefühl erzeugt. Motivierend ist hier eher der Weg zum Ziel als das Ziel selbst.
  • Extrinsische Motivation hingegen beschreibt, dass Aufgaben mit der Aussicht auf Belohnungen oder bestimmte Vorteile erledigt werden. Dabei handelt es sich also um motivierende Faktoren, die von außen an einen herangetragen werden, wie z. B. Bonuszahlungen, Beförderungen oder Gewinnbeteiligung. Motivierend ist hier eher das Ziel als der Weg dorthin.

Beim Lesen dieser Definitionen ist es Dir vielleicht schon aufgefallen, wie wichtig es gerade für uns Selbständige ist, intrinsisch motiviert zu sein. Jeder Gründe liegt ein intrinsisch motivierten Ursprung inne wie z. B. die Umsetzung eigener Ideen oder Leidenschaft für ein bestimmtes Thema. Nichtsdestotrotz ist es wichtig zu verstehen, dass auch Selbständige sich extrinsisch motivieren können - und das sogar oftmals bestimmt, ob wir langfristig erfolgreich sind..

Es überwiegt die Einstellung, dass Selbständige dann erfolgreich sein werden, solange sie nur die Geschäftsidee mit Begeisterung und Leidenschaft verfolgen. Gleichwohl haben wir wohl alle schon feststellen müssen, dass nicht jedes Projekt und jeder Kunde Freude bereitet. Gerade in diesen Fällen ist eine extrinsische Motivation wie die Aussicht auf einen guten Gewinn oder Folgeaufträge um den Auftrag trotzdem zuverlässig, professionell und motiviert durchzuführen. Ein weiterer Vorteil extrinsischer Motivation ist es, dass sie uns davor schützt unsere Leistungen nicht unter Wert zu verkaufen oder gar zu verschenken. Es kommt also - wie so oft im leben - auch bei der Motivation auf die gesunde Mischung an.

Aus eigener Erfahrung aber vor allem auch im langjährigen Austausch mit Selbständigen habe ich Tipps gesammelt, die helfen können, gerade als Selbständige(r) die eigene Motivation nicht nur zu erhalten sondern auch auszubalancieren:

1. "Smarte" Ziele setzen

Oftmals wissen wir als Selbständiger zwar, wie unsere beruflichen Ziele aussehen. Wünsche wie "Ich möchte bis Ende des Jahres genug Aufträge haben, um davon gut leben zu können" oder "Ich möchte endlich mal größere Aufträge generieren" helfen jedoch nicht dem näher zu kommen. Grund ist, dass dieses Ziel weder konkret, noch messbar formuliert und somit auch nicht detailliert durchdacht und geplant werden können.

Solange nicht klar ist, was wir bis wann in welcher Art und Weise umgesetzt haben möchten, laufen wir Gefahr, planlos einem Wunsch statt einem Ziel hinterherzulaufen. Deswegen sollten Ziele- gerade auch zu Beginn der Selbständigkeit - SMART formuliert werden. Denn auch die größte Motivation geht verloren, wenn nach zwei Jahren immer noch keines der Ziele (das eigentlich immer nur ein frommer Wunsch war) erreicht wurde. Oft entscheidet so schon die  Zielformulierung über Erfolg und Misserfolg in der Selbständigkeit.

Smarte Ziele sind so formuliert, dass sie folgende Kriterien erfüllen:

S = Spezifisch, d. h. alle W-Fragen werden beantworten (Wer? Was? Wie? Wann?)
M = Messbar, d. h. woran machst Du fest, dass Du Dein Ziel erreicht hast?
A = Allein erreichbar, d. h. die Zielerreichung sollte maßgeblich in Deinen Händen liegen.
R = Realistisch, d. h. Du besitzt die entsprechenden Ressourcen (Zeit, Geld, Kompetenz etc.), um das Ziel zu erreichen.
T = Terminiert, d. h. an welchem Termin möchtest Du Dein Ziel umgesetzt haben?

Statt "Ich möchte bis Ende des Jahres genug Kunden haben, um davon gut leben zu können." in Zukunft also lieber:

"Ich will bis Ende des Jahres vier Aufträge mit Neukunden abgeschlossen haben, die ein durchschnittliches Volumen von über 1000€ haben, indem ich bis Oktober dieses Jahres meinen Instagram Account wöchentlich pflege und meine Webseite aktualisiere."

2. Strukturierter Tagesablauf

"Ich muss nicht, aber ich müsste." - Wer kennt diesen Gedanken nicht?! Gerade bei Selbständigen stellt sich dieses Gefühl oft ein, wenn ein geregelter Tagesablauf fehlt. Denn wir müssen ja eigentlich nicht aufstehen - oder bei schönem Wetter arbeiten, wenn es keine konkreten Termine gibt.

Bei Aufgaben, die wir gerne machen, sind wir oftmals automatisch motiviert. Doch bei jeder Selbständigkeit fallen auch Dinge an, die nicht unbedingt in unser Interessengebiet fallen. Motivationsfördernd können gerade für diese Aufgaben feste Zeiten, strukturierte Tagesabläufe und gewisse Regeln sein.

Ein Tipp ist es dabei zu erledigende Aufgaben einfach als Termine zu verstehen. Trage Dir diese "Termin-Aufgaben" in Deinen Kalender ein.  Die Verbindlichkeit, eine Aufgabe zeitnah zu erledigen, wächst, wenn ich diese einem bestimmten Tag im Kalender zugeordnet habe. Und am Ende des Tageskommt Freude auf, wenn kein offener Punkt mehr im Kalender zu finden sind. Achte dabei allerdings immer darauf, deine "Termin-Aufgaben" realistisch einzuplanen. Sonst kann sich der Effekt schnell umdrehen.

3. Feier Deine Erfolge!

Wir kämpfen um Aufträge, gewinnen sie und stecken viel Zeit und Energie in das Projekt. Schneller als man sich versieht, ist es abgeschlossen, die Rechnung gestellt. Man wendet sich dem nächsten Kunden zu und vergisst dabei, kurz stehen zu bleiben und seinen Erfolg zu zelebrieren!

Nimm Dir Zeit dafür, Deine Erfolge angemessen und vor allem bewusst zu feiern. Wie Du das tust, bleibt dabei ganz Dir überlassen: Sich selbst auf die Schulter klopfen, mit Freunden anstoßen oder ein schönes Abendessen genießen. Das Bewusstsein, dass wir uns nicht selbstständig gemacht haben, um einen nach dem nächsten Aufträge abzuarbeiten, sondern um erfolgreich zu sein, rückt in solchen Momenten wieder in den Fokus. Erfolge motivieren und geben Energie für die Zukunft. Nimm Dir daher Zeit sie zu zelebrieren.

4. Feedback von außen einholen

Wenn Du auf das Feedback von anderen Menschen angewiesen wären, um zu wissen, dass Du gut bist in dem was Du tust, hättest Du Dich sicher nicht selbstständig gemacht. Denn als Selbstständige sind wir selbst und ständig für uns selbst zuständig. Das beinhaltet oftmals eben auch das Feedback und das Loben.

Doch auch als Selbstständiger sollten wir auf Input und Feedback von außen nicht verzichten. Hol Dir ganz bewusst Feedback und Rückmeldungen von Deinen Kund:innen, Freund:innen oder Geschäftspartner:innen.

Das Feedback Deiner Kunden kann dabei nicht nur wichtige Motivationsquelle sein, sondern auch als Referenz für weitere Kunden und zur Überprüfung der Qualität dienen. Deinen Freundes- und Bekanntenkreis solltest Du hingegen immer dann in Anspruch nehmen, wenn Du eine bestimmte Leistung betreffend unsicher bist oder Du Dich in einem Stimmungstief befinden (soll vorkommen), um mit etwas Hilfe von außen wieder auf den richtigen Weg zurückzukommen.

5. Gleichgesinnte suchen

Nach Jahren als Beraterin für Selbständige kann ich diesen nächsten Punkt gar nicht genug betonen: Such Dir Gleichgesinnte - am besten von schon zu Beginn Deiner Selbständigkeit. Damit meine ich andere Selbständige - ganz egal aus welcher Branche oder Industrie. Denn es geht weniger darum, sich fachlich auszutauschen. Viel mehr darum, zu verstehen, dass anfänglich geglaubte Riesenproblem zum Alltag der Selbstständigkeit dazugehören und man mit ihnen nicht alleine dasteht: Motivationsloch, Ärger mit Kunden oder Zweifel an der Zukunft.  Der Austausch von Tipps, Tricks und Erfahrungen hilft neue Lösungswege zu erkennen und Energie zu tanken.

Hast Du wenig Selbständige in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis, dann halte die Augen offen. Dir werden im Alltag ganz automatisch andere Selbständige über den Weg laufen. Es lohnt sich hier Kontaktdaten auszutuschen - Du wirst merken wie viel Anklang Deine anfrage haben wird. Treffe Dich in regelmäßigen Abständen oder bildet gemeinsam eine Gruppe zum persönlichen Austausch. Auch Netzwerktreffen für Selbständige und Freiberufler können gute Möglichkeiten bieten.

Solltest Du weiterhin Bedarf an Austausch mit anderen Selbständigen haben, dann sprich mich gerne direkt an. Ich organisiere in regelmäßigen Abständen Netwerkabende und verknüpfe zwischen Selbständigen in meinem Netzwerk.

6. Zweisam macht nicht mehr einsam

Sicher war auch ein Grund in die Selbständigkeit, der Wunsch danach, der eigener Chef sein zu wollen. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir den Rest unseres Berufslebens immer alleine arbeiten möchten. Gemeinsame Projekte und gemeinsame Erfolge können sehr bereichernd und motivationsfördernd sein. Suche Dir deswegen von Zeit zu Zeit Partner:innen, mit dem Du ein Projekt oder ein konkretes Thema gemeinsam angehen möchten. Du bewahrst Dir Deine Unabhängigkeit und Freiheit, genießen aber auch die Vorteile der Teamarbeit.

7. Ablenkungsfreie Zone schaffen

Für jeden Selbständigen ist es wichtig, zu verstehen, in welcher Atmosphäre am besten gearbeitet werden kann. Einige Selbständige und Freiberufler arbeiten von zu Hause aus. Dort sind die Ablenkungen und motivationssenkenden Faktoren oft sehr groß. Solltest Du merken, dass Du zu Hause eine lange Anlaufphase benötigen, um Dich zur Arbeit zu motivieren und immer wieder Gründe findest, diese abzubrechen, sollten Du über ein Außenbüro nachdenken. Heutzutage gibt es viele kostengünstige Möglichkeiten. Oft reicht eine klare Trennung von Räumlichkeiten, um in den Arbeitsmodus mit der entsprechenden Motivation zu kommen.

8. Sich selbst Deadlines setzen

Wer setzt Dir als Selbstständiger Deadlines und Abgabetermine, wenn es der Kunde nicht tut? Nur Du selbst. Doch gerade bei der strategischen Planung, Marketingaktivitäten oder der Weiterentwicklung Deines Angebote gibt es keinen Kunden, der Dir hier Abgabetermine vorgeben könnte. Da es sich hierbei meist um sehr zeitintensive und umfangreiche Aufgaben handelt, kann das Durchhaltevermögen darunter leiden und die Motivation schnell sinken. Aufgaben werden gerne mal verschoben oder nicht zeitnah zu Ende gebracht.

Wenn Du hier mit der Methode aus Tipp 2 ("Aufgaben-Termine" im Kalender) nicht weiterkommen, kann es auch helfen, sich für diese Projekte Freunde oder Geschäftspartner dazu zu holen. Stelle ihnen das Projekt mit Zielen und Milestoneplan vor. Damit steigt die Verbindlichkeit und Dringlichkeit für Dich in regelmäßigen Abständen auch den Prozess zu präsentieren. Gleichzeitig wirkt es oft motivierend, während einer längeren Konzeptionsphase schon erste Teilideen präsentieren zu können. So bekommen Du zeitnah eine Rückmeldung und kannst das Feedback einarbeiten.

Fazit

Die eigene Motivation ist für Selbständige der Hauptantrieb. Nimm Dir ausreichend Zeit, Deine eigenen Motivationsquellen zu erkennen und langfristig zu erhalten, sowie perfekte Rahmenbedingungen zu schaffen. Achte darauf, dass Dir Deine Begeisterung und die Freude an Deiner Arbeit erhalten bleibt und im gesunden Verhältnis zum Wunsch nach Erfolg steht.

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