Deinen Stundensatz mit zwei Methoden richtig berechnen!

Deinen Stundensatz mit zwei Methoden richtig berechnen!

03/2024

Vielen Selbständigen, kleinen Unternehmen und Freiberuflern fällt es schwer, einen zufriedenstellenden Stundensatz für ihre Dienstleistungen zu berechnen und einzufordern. Oftmals wird aus Angst, den Auftrag nicht zu bekommen, ein viel zu niedriger Stundensatz angesetzt. Erfahre, wie Du deinen angemessenen Stundensatz berechnest, prüfst ob dieser marktfähig ist und ihn deinen Kunden richtig kommunizierst.

Was genau ist ein Stundensatz?

Der Stundensatz ist das Entgelt, das du Deinen Kund:innen für deine geleistete Arbeit pro Stunde berechnest. Darin enthalten sein: Deine Arbeitszeit, Deine Betriebskosten sowie Dein Gewinn. Materialkosten hingegen gehören in den meisten Fällen nicht dazu und sollten herausgerechnet werden. Schnell und einfach kannst du mithilfe dieser Posten Deinen Stundenlohn berechnen.

Bei manchen Dienstleistungen ist statt einem Stundensatz ein Tageshonorar besser geeignet – dafür geht man von einem Arbeitstag mit 8 Stunden aus. Um deinen Stundensatz zu berechnen, teilst du deinen Tagessatz so durch 8.

Warum ist ein angemessener Stundensatz so wichtig?

Ein angemessener Stundensatz stellt sicher, dass du Deine privaten und betrieblichen Kosten decken kannst und dir darüber hinaus eines finanziellen Polster aufbauen kannst. Denn als Selbstständige:r bist Du selbst finanziell verantwortlich für Krankheitstage, Altersvorsorge oder Urlaub. Vielen ist dies, gerade beim Start in die Selbständigkeit nicht bewusst.

Niedrige Stundensätze sind besonders in Märkten mit viel Konkurrenz an der Tagesordnung. Wer mit seinem Produkt oder seiner Dienstleistung in einen solchen Markt einsteigt, begeht oft denn Fehler seine ersten Kunden mit sehr niedrigen Preisen zu gewissen. Nach dem Motto lieber wenig Gewinn als keine Auftrüge. Aber das ist ein Fehler, denn niedrige Preise sind unfair gegenüber Deinen Kolleg:innen, die auf einen Stundensatz bestehen müssen, der finanziell tragbar ist. Zudem besteht die große Gefahr, aus diesem strategisch niedrigen Stundensatz nicht mehr herauszukommen. Kund:innen gewöhnen sich an Deinen niedrigen Preise und es wird zunehmend schwieriger, diesen deutlich zu erhöhen.

Daher ist es ungemeine wichtig als Selbständige:r zu kalkulieren, wie viel Geld du  pro Stunde, aber auch pro Tag, Woche und Monat verdienen musst, um von deiner Arbeit leben zu können. Gehe niemals unter diesen Preis, denn die Gefahr besteht in eine Mühle zu geraten, aus der es kein Entrinnen gibt. Im schlimmsten Fall verschuldest du dich mit dem falschen Stundensatz und musst Deine Selbstständigkeit aufgeben.

Wie viel muss ich als Selbstständige:r verdienen?

Das wichtigste Ziel als Selbständige:r ist es, am Ende des Monats kein Minus zu machen. Dafür musst Du wisse, welche Kosten Du mit Deiner Selbständigekeit decken musstwenn du dich nicht verschulden willst. Diese umfassen einerseits deine privaten Ausgaben, sowie die Kosten, die durch Deine Selbständigkeit anfallen:

Private Ausgaben (für Dich und Deine Familie)

  • Lebensmittel und andere Verbrauchsgegenstände
  • Miete oder Raten für Wohnung/Haus
  • Lebensmittel und andere Verbrauchsgegenstände
  • Versicherungen und weitere Monatsbeiträge
  • Reisen und Urlaube
  • größere Anschaffungen wie neuer Fernseher etc.
  • u.v.m.

Oftmals muss man feststellen, dass man gar nicht genau weiß, für was man im laufenden Monat Geld ausgibt. Hilfreich kann es hier sein, sich einmal die Kontoauszüge der letzten Monate anzusehen. Wenn Du es genauer wissen willst, hilft nur das führen eines detaillierten Haushaltsbuchs. Dabei helfen können Vorlagen oder Apps, die Du im  Internet oder in den gängigen App-Stores finden kannst. Es lohnt sich zwei oder drei Monate lang die eigenen Ausgaben sorgfältig zu notierst, um genau ablesen zu können, wo das Geld bleibt.

Betriebskosten (aus deiner Selbständigkeit)

  • Büromiete
  • Versicherungen wie Krankenversicherung
  • Materialkosten
  • Geschäftsausstattung und Bürobedarf
  • Lohnkosten (falls du Mitarbeiter beschäftigst)
  • Steuern auf deine Gewinne

Wenn du deine Gesamtkosten aus privat und geschäftlichen Posten durch die Anzahl der Stunden teilst, die du verkaufen kannst (wie viele das sind, erfährst du weiter unten), dann erfährst Du, welche Summe Du pro Stunde mindestens in Rechnung stellen musst, um Dich mit Deiner Selbständigkeit nicht zu verschulden.

Es ist sinnvoll diesen Finanzplan regelmäßig mit den aktuellen Zahlen im Blick zu behalten. So überprüfst Du , ob dein aktuelles Honorar angemessen ist oder du möglicherweise deinen Stundensatz neu berechnen und anpassen solltest.

Berechne Deinen Stundensatz

Ziel sollte es jedoch sein, mit Seiner selbständigen Tätigkeit auf Dauer nicht nur Deine Kosten zu decken sondern auch einen Gewinn erwirtschaften. Hier stellen wir zwei Methoden vor, mit denen Du berechnen kannst, wie hoch Dein Stundensatz sein muss, damit sich deine Selbstständigkeit langfristig trägt.

1. Der Vergleich zum Angestelltenverhältnis

Die erste Möglichkeit ist es, sich am Gehalt Angestellter in vergleichbaren Position zu orientieren. Dafür solltest du zunächst den Stundenlohn berechnen, den Angestellte erhalten. Eine online Recherche gibt Dir Auskunft darüber, wie viel du als Angestellte*r in einem Unternehmen im Jahr brutto verdienen würden. Zu diesem Bruttogehalt musst Du im ersten Schritt  25% für Sozialversicherungen hinzurechnen. Dieses Ergebnis entspricht dann in etwa dem sogenannten Arbeitgeberbrutto, also dem Betrag, den das Unternehmen für seinen Angestellten aufbringen müsste. Nun musst Du zu diesem Ergebnis nur noch Deine errechneten jährlichen Betriebskosten aufschlagen, und Du erfährst, wie viel Umsatz du im Jahr erwirtschaften müsstest, um auf ein vergleichbares Einkommen in Deiner Selbständigkeit zu kommen.

Am Beispiel verdeutlicht sich der Vergleich:

Nehmen wir an, als angestellte Mitarbeiter:in würdest Du etwa 3.000,- € brutto pro Monat verdienen. Dann ergäbe die Kalkulation ein Arbeitgeberbrutto von etwa 3.750,- €. Auf ein gesamtes Jahr gerechnet beträgt der Arbeitgeberbruttolohn 45.000,- €. Hinzu kämen 10.000,- € Betriebskosten. Somit müsstest Du für eine ähnliche Tätigkeit als Selbstständige:r also jährlich ca. 55.000,- € einnehmen, um auf das Gehalt eines Angestellten zu kommen.

Bei der Berechnung eines vergleichbaren Tagessatzes als Selbständige:r solltest Du allerdings beachten, dass Du als Selbständiger nicht 365 Tage im Jahr bezahlt wirst. Überlege Dir also vorab, wie viel Arbeitstage Du realistisch in einem Jahr voll in Rechnung stellen kannst. Du kannst davon ausgehen, dass du als Selbständige:r an etwa 100 Tagen im Jahr voll bezahlt wirst. Rausgerechnet werden dabei das Wochenende und Urlaub, sowie anfallende Tätigkeiten die Du deinen Kunden nicht in Rechnung stellen kannst, wie z.B. Abrechnungen machen, Mails beantworten, Aufträge akquirieren etc.

Die eingerechnet würde sich so für das oben genannte Beispiel ein Tagessatz von 550,- € (netto ohne Umsatzsteuer) ergeben.

Sollte sich bei dieser Berechnung ein Tagessatz ergeben, der nicht marktfähig ist, sollte man den Schritt in die Selbständigkeit oder aber das eigene Geschäftsmodell noch einmal überdenken.

2. Der Stundensatz-Rechner

Du kannst bei der Berechnung Deines Stundensatzes auch einen Stundensatz-Rechner verwenden. Wir haben für eine solche Kalkulation eine Vorlage erstellt, die Du dir hier herunterladen kannst.

Bei diesem Stundensatz-Rechner wird, genau wie im ersten Beispiel auch, im ersten Schritt berechnet wie viele Stunden Du im Jahr maximal verkaufen kannst (alle Wochentage abzüglich Urlaub, Krankheit, Zeiten für Buchhaltung und Akquise etc. geteilt durch acht Stunden, die ein Arbeitstag hat).

Im zweiten Schritt berechnest Du die Betriebskosten sowie Deine gewünschte Privatentnahmen, also wie viel Geld Du dir selbst für private Ausgaben auszahlen möchtest, für das Jahr zusammen. Spannend wird es dann nach diesen kalkulierbaren Beträgen, denn Summe wird anschließend durch einen sogenannten Gewinn- und Wagniszuschlag, als Dein finanzielles Polster für Unvorhergesehenes, ergänzt. Daraus ergibt sich dann der zu erwirtschaftende Mindestumsatz. Wenn du diesen durch die schon in der ersten Möglichkeit eingesprochenen maximal Arbeitsstunden teilst, die Du an Deine Kunden verkaufen kannst, wird dein Stundensatz berechnet. Nun hast du den brutto Stundenlohn, der zum benötigten Umsatz führt.

Wichtig ist dabei, dass dieser ermittelte Wert den niedrigste Stundensatz angibt, den Du anbieten sollten, wenn sich Deine Selbstständigkeit finanziell lohnen soll.

Nutze daher unseren Stundensatz-Rechner, um schnell und ohne viel Aufwand Deinen Stundensatz zu ermitteln.

Sollte Dir Dein errechneter Stundensatz zu hoch vorkommen, dann nehm Dir diesen Artikel noch einmal vor und überlege, was Du darüber hinaus in deinem Geschäftsmodell noch anpassen könntest.

Manchmal muss man sich als Selbständige:r auch trauen, es selbstbewusst mit diesem Stundensatz probieren. Hohe Stundensätze bei Selbstständigen sind auch keine Seltenheit. Solange deine Ausgaben und Kosten zu diesem Betrag führen, solltest du diese Summe definitiv auch einfordern um am Ende von deiner Arbeit leben zu können.

Ein Tipp: Berücksichtigen Deine Expertise bei der Berechnung

Deine vorhandene Expertise ist ein großer Bestandteil deiner Dienstleistung. Daher sollte Sie auch bei der Berechnung Deines Stundensatz als Kleinunternehmer*in, Freiberufler*in oder Solo-Selbstständige*r berücksichtigt werden.  Weise deine Referenzen und Erfahrungen dafür auf deiner Webseite oder in deinem Portfolio aus, um die Wertigkeit Deiner Arbeit zu unterstreichen. Expertise kann sich dabei auszeichnen durch:

  • Ausbildung/Studium
  • laufende Fortbildungen
  • langjährige Tätigkeit in deinem Berufsfeld
  • Referenzen in Form von Projekten und Kunden
  • Alleinstellungsmerkmale
  • etc.

Zudem spiegelt sich auch die Qualität Deiner Leistungen in deinem Stundensatz wider. Do kann ein zu günstiger Preis auch einen negativen Effekt auslösen und Kunden abschrecken mit Dir zusammenzuarbeiten. Du solltest Dir deshalb die Zeit nehmen und analysieren, was in deinem Marktumfeld ein angemessenes und nicht zu niedriges Preisniveau ist und damit beide hier vorgestellten Methoden parallel zu einander berechnen.

Wie marktfähig ist Dein Stundensatz?

Somit ist, wie auch immer du Deine Kalkulationen machst, am Ende wichtig, ob Du Deinen Stundensatz auch beauftragt bekommst. Um herauszufinden, ob deine Preise realistisch sind, solltest Du am Ende immer auch eine kleine Marktanalyse durchführen. Recherchiere dafür zunächst Stundensätze anderer Selbstständige*r und Freiberufler*innen, die in direkten oder indirektem Wettbewerb zu dir stehen. Informationen findest Du oft auf Webseiten und Flyern.

Sollten sich bei Deiner Recherche herausstellen, dass sich die Preise sehr unterscheiden, bilde eine Preisspanne vom niedrigsten bis zum höchsten recherchierten Preis und ordne Deinen eigenen Stundensatz in diese Preisspanne ein. Überprüfe dann, ob die Position Deine Expertise sowie Qualität deiner Arbeit widerspiegelt.

Nie wieder einen willkürlichen Tagessatz!

Wie wichtig es ist den angemessener Stundensatz zu berechnen, der sicherstellt, dass Du von deiner Arbeit leben kannst, sollte Dir als Selbständige:r bewusst gewesen sein. Mit welchen einfachen Schritten Du dir deinen eigenen Stundensatz berechnen kannst, haben wir dir hier vorgestellt.

Du wirst merken, dass es dir nach den beschriebenen Kalkulationen zudem einfacher fallen wird, Deinen Stundensatz auch selbstbewusst einzufordern. Den du weißt, dass ihm eine Berechnung zugrunde liegt und der Preis nicht willkürlich entstanden und dadurch verhandelbar ist.

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